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// 30.04.2021 Swakopmund – Windhoek -Lüderitz – Aus – Sperrgebiet – Swakopmund //

So. 11.04. – Mo. 19.04.2021

Diese Woche verbrachte ich in Swakopmund. Sie verging wie im Flug. Die meiste Zeit verbrachte ich in Stefans „Namib Campers“ Werkstatt. Der Ladeluftkühler musste nachgeschweißt werden. Der leckende Zusatztank wurde ausgebaut, aufgeflext, alle Schweißnähte von innen und außen erneuert, weitere Versteifungen wurden eingebaut und eine neue Edelstahlplatte angebracht. Jetzt hat der Tank zwar 30 Liter weniger Volumen ( vorher 240 Liter, jetzt 210 Liter), ist aber besser als neu. Der Originaltank war nicht aus reinem Edelstahl sondern einer billigeren Legierung und die Schweißnähte waren schlampig hingepfuscht. Ich komme mir deshalb von Tom´s Fahrzeugtechnik, wo ich Heinrich gekauft hatte, verarscht vor. Besonders, da ich ein baugleiches Fahrzeug mit genau dem selben Problem traf. Da werden wir noch ein Wörtchen miteinander reden müssen. Bei dem Preis und der zu erwartenden Nutzung des Autos, darf so ein Chinesenschrott nicht verbaut werden. Ich bin sauer! Weiterhin änderten wir den Batterieanschluss und zur Krönung bekam Heinrich noch eine Luftfederung für die Hinterachse, mit der ich das Heck ca 20 cm je Rad anheben kann. Das ist bei diversen Gelegenheiten nützlich um nicht aufzusitzen oder auch um nach dem Parken Gefälle auszugleichen. Man möchte ja möglichst eben schlafen. Schon vom Zusehen lernte ich sehr viel über mein Auto und wie alles funktioniert und zusammenspielt.

Abends ging ich meistens Essen, weil es sich bei den Preisen hier nicht lohnt selber zu kochen, oder genoss eines der vielen kleinen Konzerte.

Am Sonntag fuhr ich gemütlich nach Windhoek und traf mich mit Harry auf ein paar Bier um die kommende Tour durch das südliche Sperrgebiet zu besprechen. Wir werden voraussichtlich nur 3-4 Autos sein. Eine sehr übersichtliche Gruppe also. Bestätigt sind bisher nur Harrys V8 Landcruiser, Frank mit seinem roten Landrover und Heinrich mit Josh und mir an Bord. Josh, ein ehemaliger Gastrokollege, der sich spontan entschied mitzukommen, holte ich heute früh am Flughafen ab. Eingekauft ist auch schon und nun machen wir uns einen ruhigen Nachmittag, bis uns Harry abholt um uns in seinen Rockerclub mitzunehmen. Wird bestimmt ein lustiger Abend!

Di. 20.04.2021

Der gestrige Abend war wie erwartet feucht-fröhlich. Im Rockerclub wurden wir von einer im Hufeisen um die Bar sitzenden Gruppe älterer, teils schon recht lustiger Männer freundlich empfangen. Sie saßen wohl schon eine Weile beim Trinkspiel mit Würfeln. Wir erwarben für 20ND eine Tagesmitgliedschaft und nahmen als Neulinge am Ende des Hufeisens Platz. Natürlich mussten wir mitspielen und mit trinken. Mit alten deutschen Schlagern im Hintergrund und derben Witzen in der geselligen Runde hatten wir jede Menge Spaß. Später trafen wir Harrys Frau in einem Restaurant und aßen Knofi-Schnecken. Ein bisschen das Flair wie zuhause in den 80ern, nur dass die Schecken keine gummiartigen Batzen, sondern butterweich und lekker waren. Um 21.00 waren wir zurück im Camp, so dass wir heute schon früh fit waren und uns auf den Weg nach Süden machen konnten. Bei Kalkrand verließen wir den Trans-Kalahari-Highway und bogen auf die Gravelroad über Helmeringshausen nach Aus ein. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir den alten Bahnhof und gönnten uns etwas zum Essen und ein kühles Bier, bevor wir die sechs Kilometer zu unserem Camp in Klein-Aus zurücklegten. Man merkt sofort, das Jos ein erfahrener Camper ist (wie die meisten Holländer 😉). Unser Camp und sein Zelt standen in Minuten. Wir beendeten den Tag mit einem Feuerchen und gingen recht früh schlafen.

Mi. 21.04.2021

Beim ersten Sonnenlicht frühstückten wir. Schon nach zwei Tagen sind wir ein eingespieltes Team. Jeder weiß, was zu tun ist. Es läuft wie am Schnürchen. Pünktlich zur Führung um 9.30 Uhr erreichten wir die Geisterstadt Kolmannskuppe. Nachdem ich schon vier Mal hier war, sparte ich mir die geführte Tour und schloss mich erst danach, auf der Erkundungstour durch die Ruinen Jos an. Jedes Mal entdeckt man etwas Neues und auch diesmal machte ich einige Fotos. Unterwegs trafen wir einen Hobbyforscher, der uns viele Details über die ehemalige Minenstadt erzählte. In seinem Eifer war der zweifellos sehr gut informierte und engagierte Mann kaum zu stoppen. Als es uns zu anstrengend wurde, legten wir einen Zahn zu und entfleuchten dem Mitteilungseifer des wandelnden Lexikons. Nach einem Stop zum Mittagessen in Lüderitz erkundeten wir die Gegend südlich der Stadt und drehten eine Runde über den Leuchtturm und die große Bucht. Der Wind pfiff, die Wellen brandeten an die Klippen. Wir trafen Seegrasfischer, sahen Kormorankolonien und auch die kleine Flamingopopulation. Im Kratzplatz bezogen wir Quartier. Zeit für Lüderitzer Austern mit Bubbli. Darauf hatte ich mich schon gefreut. Das erste Dutzend gönnten wir uns im Diaz Coffee Shop, für unglaubliche 90 Cent pro überbackener Auster. Dann zogen wir weiter zum The Portuguese Fisherman. Ein weiteres Dutzend Austern und eine Flasche Weißwein folgten. Die Austern, wie auch zuvor Wildfänge, waren zwar etwas teurer, aber größer und fester. Mmmhhh. Zur Hauptspeise gab es Portugiesischen Fischtopf mit Crayfish mit einer weiteren Flasche Wein. Es schmeckte einfach göttlich! Ein herrlicher Sonnenuntergang, gute Gespräche und viel Unsinn rundeten den Abend ab.

Do. 22.04.2021

Um 8.00 Uhr hatten wir einen Ausflug zu den Pinguinkolonien mit Catamaran Pinguin Tours gebucht. Aktuell 450ND pp. Wir waren die einzigen Gäste. So hatte unser Captain viel Zeit uns über die Umgebung zu informieren und von seiner Zeit als Diamantentaucher zu erzählen. Wir sahen ein paar wenige Seehunde bevor wir die Pinguin-Insel erreichten. Momentan leben etwa 5000 der vom Aussterben bedrohten, afrikanische Pinguine in verschiedenen Kolonien hier. Diverse Möwenarten und Kormorane teilen sich dieses Refugium mit den Schwimmvögeln. Auf unserem Weg begegneten wir auch einer kleinen Delphinart und Walen. Was kann man mehr von einem ungefähr dreistündigen Ausflug erwarten? Wir waren sehr zufrieden und glücklich. Nun machten wir uns mit einem Zwischenstopp bei den Wildpferden wieder auf den Weg nach Aus. In der Lodge bei unserem Camp machten wir Mittag und ließen am Pool die Seele baumeln. Irgendwann erreichte mich eine Nachricht von Harry, dass wir im falschen Camp sind und zur Tankstelle in Aus fahren sollten. Das machten wir dann auch und trafen dort auf unsere kleine Truppe für die Tour durch das Sperrgebiet. Wir sind tatsächlich nur drei Fahrzeuge und fünf Kerle. Harry bereitete seine herrlichen Lammkottelets auf dem Grill zu und wir hatten wieder einen tollen Abend.

Fr. 23.04.2021

Kaffee, Tanken – jetzt geht’s los! Etwa 30 Kilometer westlich von Aus verließen wir die Teerstraße und bogen in das Sperrgebiet ein. Kurz darauf gelangten wir an ein letztes Warnschild, dass man hier ohne special permit nichts verloren hat. Über holprige Pfade kurvten wir durch beeindruckende Landschaften. Die Panoramen sind auch mit einer Kamera nicht in ihrer ganzen Größe und Weite einzufangen. Mittag machten wir am Keuchab und kurz darauf mussten wir die ersten hohen Dünen bewältigen. Nachdem die erste Challenge gemeistert war zitterten meine Hände ich noch ein bisschen vom Adrenalin. Kurz darauf wechselte der Untergrund wieder und wir fuhren fast eine Stunde im Schneckentempo durch Sand mit Grasbüscheln, wodurch ständig Kuhlen in der Pad entstanden. Ich musste sehr langsam fahren damit sich Heinrich nicht aufschaukelt und der Aufbau auf die Achse aufschlägt. Anstrengend. Endlich erreichten wir wieder Dünen. Das Abenteuer begann. Sowohl Hollywood mit seinem roten Landi als auch Heinrich brauchten dann und wann mehrere Anläufe um eine Düne zu erklimmen. Das ist kaum zu beschreiben. Seht Euch besser ein paar der angefügten Videos an. Mittlerweile haben wir unser Camp in mitten der Wüste errichtet. Wir genießen den Sonnenuntergang und freuen uns auf ein herzhaftes Abendessen. Hunger!!!

Sa.24.04.2021

Die restlichen Oryxsteaks vom Abend mit Siegeleiern schmeckten auch zum Frühstück hervorragend. Wer braucht schon Brot. So gestärkt fuhren wir sogleich weiter durch die unendliche Dünenlandschaft. Es gab immer wieder mal mit Grasbüscheln bewachsene Flächen, auf welchen sich das Auto durch die „Bubbelchen“ aufschaukelte. Ansonsten surften wir wie Snowboarder durch die Dünen. Je nach Schräglage und Schärfe der Kurven, drifteten wir mal mehr mal weniger, aber es machte tierischen Spaß und wir freuten uns wie kleine Jungs. Zwei langgezogene, hohe Dünen, die dem Ende zu immer weicher wurden schaffte Heinrich nicht. Wir mussten uns also einen anderen Weg durch kompakteren Sand suchen. Unter der professionellen Anleitung Harrys per Funk, der ständig alles im Auge hatte, war auch das kein Problem. Das Navi zeigt schon den ganzen Tag nur noch eine weiße Fläche an. Wir sind fernab jedes Trails. Hier geben Sand und den Dünen den Weg vor. Kurz vor unserem Camp erreichten wir die größte Hürde des Tages. Eine riesige Düne mit einem Slip. Kurz vor dem Dünenkamm geht es zwei Meter steil nach oben und dann ungefähr 300 Meter steil nach unten. Die Schwierigkeit besteht darin, mit genügend Power beide Achsen über den Kamm zu bekommen, aber langsam genug zu sein, dass das Fahrzeug nicht abhebt. Wenn man zu langsam ist, bleibt man auf dem Kamm hängen und muss freigeschleppt werden, wenn man zu schnell ist, schießt man über den Grat und nimmt eine Flugstunde. Die Wahrscheinlichkeit, sich nach der Landung zu überschlagen und den Hang hinunterzurollen ist groß. Die Beifahrer, Jonas und Jos, trugen mit der Schaufel den Grat soweit ab, dass er etwas entschärft war, während mein Blutdruck ziemlich anstieg. Harry fuhr als Erster, kurz darauf folgte ich. Mit Schwung kam ich über die Kuppe und die Nase zeigte bereits steil nach unten. Leider hatte ich einen Augenblick zu früh das Gas weggenommen. Jetzt hingen wir in unseren Gurten und sahen in den Abgrund, mit der Hinterachse im weichen Sand. Auch das Anheben des Hecks mit der Luftfederung reichte nicht aus um freizukommen. Wir bekamen die Türen gerade noch auf und gruben mit den Händen den Sand vor den Rädern weg. Wieder hinein ins Auto und im zweiten Gang der Untersetzung gaaanz sanft Gas geben. Und los ging die Rutschpartie. Ab und zu leicht Gas geben, damit man Lenkwirkung hat und nicht vom Heck überholt wird und schon ist man unten. Jos rutschte auf dem Hintern das erste Stück des Hangs herunter und wurde dann von Hollywood auf dem Trittbrett mitgenommen. Uns beiden pochte das Herz bis zum Hals, und der feine Sand war überall. Auf Armen und Beinen, in Haaren und Ohren, aber wir hatten es geschafft. Das letzte Stück bis zu einer von Bergen umrahmten Ebene ist conservation area. Das heißt, es gab einen Trail, der nicht verlassen werden darf, um keinen Schaden auf dem Terrain anzurichten. Auf dem empfindlichen Wüstenboden sieht man Fahrspuren noch nach 20 Jahren. An einem Felshaufen, „Bushmans Paradise“ machten wir Mittag und erholten uns. Gegen 17.00 Uhr starteten wir einen Sundowner Drive. Harry war bester Laune und veranstaltete allerlei skurrile Spielchen wie Oryx-Köttel-Weitspucken. Man nimmt also einen möglichst großen, olivenartigen Köttel (Scheiße) in den Mund und lässt ihn mit Spucke vollsaugen, damit er schwerer wird und weiter gespuckt werden kann. Es war gar nicht so ekelig, wie es sich anhört. Das Zeug besteht eigentlich nur aus Gras. Schließlich erreichten wir den Gipfel der Berge, nahmen unseren vorbereiteten Eimer Lumumba mit und setzten uns an die Kante. Vor uns lag ein unglaubliches Panorama. Die vom Bergmassiv umschlossene Ebene und dahinter ein Meer aus hohen Dünen so weit das Auge reicht. Die untergehende Sonne tauchte die Szenerie in orangenes Licht. Wir hatten vor Ergriffenheit Pippi in den Augen und waren dankbar das erleben zu dürfen. Nachdem der Lumumba geleert war fuhren wir im Scheinwerferlicht die letzten Kilometer zurück ins Camp. Ein weiterer erlebnisreicher Tag wurde mit viel Bier beschlossen, bis wir uns nach und nach in unsere Zelte und Autos verzogen.

So. 25.04.2021

Heute ging es nach kurzer Aufwärmphase gleich richtig los. Die Dünen waren  nicht hoch, aber durch die Grasbüschel mussten wir ständig hart kurven und durch kurze Täler. Dann passierte es fast. Wir drifteten an einem steilen Hang mit fiesen Kuhlen in der Spur nach links weg. Ich brachte Heinrich gerade noch zum Stehen, als das rechte Vorderrad bereits frei in der Luft hing. Ganz vorsichtig einschlagen und langsam zurück fahren. Puh, das war knapp. Im zweiten Anlauf suchte ich mir einen anderen Weg. Später hatten wir eine sehr hohe, langgestreckte Düne zu erklimmen. Bei der relativ sanften Steigung eigentlich kein Problem. Wenn da diese verd… Huppel nicht wären, die das Auto wie einen Springball hüpfen lassen und jeden Schwung aus der Fahrt nehmen. Das Feuerholz und auch jede Konservendose oder Tasse hüpfte natürlich mit. In der Untersetzung, mit hoher Drehzahl, schafften wir dieses unangenehme Stück endlich auch. Wir begegneten immer wieder Oryx-Antilopen und sahen auch ein paar Schakale. Wir nähern uns langsam der Küste. Am Nachmittag erreichten wir eine Pfanne mit Holzverschlag und einer alten Planierraupe mit Anhängern. Überreste eines Versuches hier Diamanten zu finden. In der unberührten Landschaft wirkten die Artefakte unwirklich und fehl am Platz. Nach weiteren zwei Stunden wilder Jagd über hohe Dünenkämme und steile Abhänge sahen wir das erste Mal den Atlantik. Harry stoppte auf einer Düne hoch über dem Meer. Ein Panorama wie aus einem Reiseprospekt. Unterhalb der Düne schlugen wir unser Lager für die Nacht auf. Ein weiterer Tag voller Adrenalin und Glücksgefühlen geht zu Ende.

Mo. 26.04.2021

Gestern Abend wurde es noch richtig kühl. Nach der Hitze im Landesinneren war es ungewohnt, Daunenjacke und Windjacke anzuziehen. Nach einem deftigen Frühstück wurde gepackt. Unsere Feuerholzvorräte werden weniger. So konnte ich die restlichen 30 Kilogramm von der Dachbox im Innenraum verstauen, um den Schwerpunkt weiter nach unten zu verlegen. Wasser-, Getränke-, Holz- und Dieselverbrauch haben unser Gewicht um etwa 180 Kg verringert. Und das ist gut so. Wenn ich dachte, dass die letzten Tage ein Härtetest für Heinrich und mich waren, so habe ich mich gründlich getäuscht. Ich stand unter Dauerstrom. Bis zu 300 Meter hohe Dünen hinauf und wieder hinunter, in engen Windungen durch die Sandschluchten, Schräglagen von 30 Grad und nie weiß man, was einen hinter dem nächsten Kamm erwartet. Hoch konzentriert achtete ich darauf, die Grate nicht zu schnell und nicht zu langsam zu nehmen, um weder zu springen, noch hängen zu bleiben, die Abfahrten im rechten Winkel zu treffen, um nicht zu kippen. Jeder Hang war anders. Manchmal kurz, steil, und tiefer, weicher Sand, manchmal langgezogen, schräg und holprig. Ständig musste vom High Range in die Untersetzung und zurück geschaltet werden, Differenzialsperren rein und wieder raus. Alle drei Fahrzeuge gerieten in gefährliche Schräglagen und mussten mit Hilfe von Schaufeln und Bergegurten wieder aufgerichtet und in Position geschleppt werden. Bei einer kurzen Pause bemerkten wir, dass der rote Landi mit Hollywood fehlt. Keine Antwort auf Anrufe per Funk. Wir machten uns Sorgen. Harry fuhr mit Jos zurück um Hollywood zu suchen, Jonas und ich liefen auf erhöhte Standpunkte, um einen besseren Überblick zu bekommen. An der letzten hohen Düne war sogar für Harry die Suche zu Ende. Dieses Monster kann man zwar hinunter, aber niemals hinauf fahren. Als der Landi schließlich auf dem Kamm der Düne auftauchte waren wir alle sehr erleichtert. Er saß im Funkschatten und hatte sich in einer schwierigen Passage festgefahren, konnte sich aber letztendlich selber befreien. Heinrich und ich kamen an unsere Leistungsgrenzen. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, solches Terrain bewältigen zu können. Heinrich ist halt doch ein Panzer. Nur 500 Meter Luftlinie vor dem anvisierten Camp erreichten wir wieder das Meer. Normalerweise ein Spaziergang, wenn man am Strand entlangfahren kann. Nun war aber gerade Flut und heute Nacht ist Vollmond. Wir zählten also die Wellen. Sieben lange, dann sieben kurze. Sobald sich die letzte lange Welle zurückzog, nahmen wir den kurzen Absatz zum Strand und fegten mit Karacho über den nassen Sand, auf der Flucht vor dem Wasser. Wir erreichten alle problemlos die nächste Bucht. Dann mussten wir nur noch über eine hohe Düne und konnten erledigt unser Lager für die nächsten zwei Nächte aufschlagen. Dazu errichteten wir einen Windschutz und installierten ein Sonnensegel, das wir an den Autos und am Windschutz befestigten. Die Anspannung fiel von uns ab und wir genossen unsere Bierchen bis es Zeit für unser Buschmann-Fondue war, auf das ich mich schon freute. Was für ein aufregender Tag!

Di. 27.04.2021 – Mi. 28.04.2021

Zwei Tage Pause an einem wunderbaren Strand, eingerahmt von mächtigen Dünen. Wir hatten Zeit für Spaziergänge auf die geschwungenen Sandberge, wir kochten zusammen, Jos bastelte sich eine Angel und versuchte sein Glück beim Fischen. Harry und Hollywood brachten mir das Skatspielen bei. Nach den anstrengenden letzten Tagen war das genau richtig. Mit den Nächten kam die Kälte und blieb bis die Sonne den Morgennebel besiegte.

Do. 29.04.2021

Wir rissen unser Lager ein und fuhren bei Ebbe auf den Strand, um entlang der Küste nach Norden zu fahren. Ich hatte gestern wohl ein bisschen viel Alkohol erwischt und war froh, dass wir wegen Harrys gerissenem Auspuff nicht in den hohen Dünen herumkurven mussten. Wir passierten unzählige Robbenkolonien. Es müssen Zigtausende Tiere gewesen sein. Die Robben entwickeln sich zur Plage, seitdem sie nicht mehr gejagt werden. Natürliche Feinde, wie den weißen Hai, gibt es hier nicht. Jedes Tier benötigt 20 – 30 Kilogramm Fisch pro Tag! Da haben die Tierschützer wohl einen Schritt zu kurz gedacht. Ich werde mir in Swakopmund jedenfalls Robbenlederschuhe kaufen. Bei den vielen Robben lag auch ein einsames Walross, wie eine Leberwurst mit Augen, faul im Sand. Der Untergrund veränderte sich. Auf der Seeseite sahen wir unzählige zerfallende Walgerippe aus der Kolonialzeit, als Lebertran, Walfett und Öl noch begehrte Rohstoffe waren. Noch heute steht der mehr als hundert Jahre alte Verwaltungsschuppen und in dessen Nähe findet man die Reste zweier alter Landungsboote. Einige Kilometer weiter besuchten wir ungefähr einen Kilometer Landeinwärts das Wrack eines großen Frachters der Wörmannlinie aus Hamburg. Das Stahlskelett ist bereits zum größten Teil von Sand bedeckt. Nur das mächtige Heck ragt noch aus der Düne heraus. Wir kamen noch an einem kleineren Wrack, dem Fishtrawler Shawnee, vorbei, der in den Siebziger Jahren aufgegeben wurde. Also nicht Shwan the sheep, sondern Shawn the ship. Damit hatten wir unser Tagesziel fast erreicht. Wenig später schlugen wir unser Camp für den letzten Abend auf. Trotz Windschutz pfiff uns der Wind um die Ohren und überall war feiner Sand. Es war schwierig die wunderbaren Zebrafilets zu grillen, ohne sie mit Sand zu panieren. Harry schaffte es dennoch ein köstliches Abendessen zu servieren und sorgte auch dafür, dass unsere Popöchen nicht froren, indem er jedem eine Schippe glühender Kohlen unter den Campingstuhl schmiss. Wir verzogen uns trotzdem gleich nach dem Essen in unsere Kojen.

Fr. 30.04.2021

Die Sonne scheint wieder. Ein letzter Kampf mit dem widerspenstigen Windschutz und schon sind wir wieder unterwegs. Nach der langen Wand, wo man sich besser nicht von der Flut erwischen lässt, weil es keinen Weg vom Strand die Dünen hinauf gibt, mussten wir doch noch ein Stück durch die Wüste. Die Dünen waren hoch, aber der Sand war fest und es war keine Schwierigkeit für uns. Nur die langen Schräglagen waren nicht zu unterschätzen. Und genau da hätte es mich fast noch erwischt. Mitte in so einer langgezogenen Schräge, wo man eigentlich Gas geben muss, verhungerte mir der Motor und wir blieben stehen. Wenigstens kippten wir nicht! Es dauerte eine Schrecksekunde um zu überreißen, was passiert war. Durch die starke Schräg- und Steillage war der restliche Diesel im Zusatztank in die linke, hintere Ecke geflossen, wodurch der Motor nicht mehr ansaugen konnte. Gut dass man bei Heinrich die Zuleitung selber per Handpumpe entlüften kann. Also Tank umschalten, pumpen, Motor springt wieder an. Dann gaaanz vorsichtig rückwärts und mit vollem Lenkeinschlag nach unten gefahren. Gefahr gebannt. Das hätte es eigentlich für heute an Unheil sein können, aber nein, mir musste auch noch der linke Vorderreifen papp gehen. Radwechsel am Strand. Na gut. In zwanzig Minuten war auch das erledigt. Wir erreichten die Walfishbay vorgelagerten Salzbecken und wenig später die Stadt. Der Verkehr und die vielen Menschen war ich nicht mehr gewohnt. Am liebsten wäre ich gleich wieder umgekehrt und zurück in die Wüste. Nach einer ausgiebigem Duschen in unseren Unterkünften in Swakopmund trafen wir uns nachmittags wieder  zum Essen und auf ein paar Bierchen zum Abschluss dieser unvergesslichen Tour.

One Reply to “Namibia 2021 Teil 2”

  1. Wunderbarer Bericht, sehr lebendig geschrieben. Wir kennen Namibia nur von einer zweiwöchigen aber eindrücklichen Busreise. Sobald man eine Stadt oder Siedlung verlassen hat, ist die Ruhe und Einsamkeit in der grandiosen Landschaft überwältigend. Welch ein Erlebnis das Abenteuer mit „Heinrich“ war, können wir nur erahnen.
    Von dem letzten, leider traurigen Treffen in Hallstadt, nehmen wir doch etwas positives mit.
    Gruss Erich und Lore

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