// 12. Juli 2019 // Südafrika Teil 1
Sardine Run South Africa in Port Saint John’S, Eastern Cape, South Africa
Nach einer langen Fahrt, vorbei an den Drakensbergen, durch die Transkei kam ich im Tauchcamp in Port St Johns an, traf meine Freunde von den Reisepionieren und lernte die weiteren Mitglieder unserer Gruppe kennen. Die einfachen Zimmer in der Taucherlodge wurden belegt und jeder richtete seine Tauchsachen und die Fotoausrüstung. Bei meinem Zimmerkammeraden Robby dauerte das etwas länger, weil er so eine Art Raumschiff an Unterwasserkamera, sowie Ersatzkamera, GoPro, Drohne etc dabei hatte. Ein Wahnsinniger halt. Wir lernten unsere Guides und Skipper kennen und auch Andy und Micha, zwei weitere Deutsche, die mit auf unser Boot kamen.
Zuhause denkt man, in Afrika ist es immer schön warm, aber wenn man um diese Jahreszeit ( hier ist es Winter ), kurz vor Sonnenaufgang in das Boot klettert, merkt man, dass es auch hier trotz Neoprenanzug und Windjacke recht frisch sein kann. Mit „Rumble in the Jungle“ von CCR oder eienr AC/DC-Nummer aus der wasserfesten Boombox fahren wir den Fluss entlang durch eine tief eingeschnittene Schlucht zum Meer, wo gerade im Osten die Sonne über den Horizont steigt und die ganze Szene in bernsteinfarbenes Licht taucht. Bevor der Skipper durch die Brandung manövriert, müssen Schwimmwesten angelegt werden, die Füße steckt man in Schlaufen am Boden des Bootes und mit den Händen hält man sich an umlaufenden Leinen fest. Es ist ein tolles Gefühl auf dem stark motorisierten Boot durch die Brandung zu reiten, während einem die aufspritzende Gischt vom Wind ins Gesicht getrieben wird.
Ab jetzt ist man auf der Jagd nach einem Baitball. Der Sardine Run ist die größte Tierwanderung der Welt, ein einzigartiges Ereignis. Riesige Sardinenschwärme bewegen sich entlang der Küste nach Norden, gefolgt und gejagt von Delfinen, Haien, Walen und Seevögeln. Gruppen von Delfinen umkreisen die Schwärme, geben dabei Luftblasen ab und treiben sie damit enger zusammen und in Richtung Oberfläche. So entsteht ein Baitball, über den dann sämtliche Jäger im Wasser und aus der Luft herfallen und ein Gemetzel unter den Sardinen anrichten.
Wir folgen den Vogelschwärmen und den Delfinen um so einen Baitball zu erreichen, bevor er aufgerieben ist. Gleich am ersten Tag hatten wir einen kleinen Baitball und konnten uns schnorchelnd einen ersten Eindruck verschaffen. Nach wenigen Minuten war das Schauspiel vorbei und wir wieder auf der Suche. Das sollten wir auch die nächsten 7 Tage bleiben. Bei jedem Wetter, bei Wellen bis zu 6-7 Meter Höhe verbrachten wir sechs bis acht Stunden pro Tag auf dem Boot in unserer Neoprenpelle und rasten in halsbrecherischer Fahrt von einer Möglichkeit zur anderen. Aber wir hatten kein Glück. Entweder entwickelte sich kein richtiger Baitball, oder er war schon wieder aufgelöst, oder das Wasser war so trüb, dass es keinen Sinn machte ins Wasser zu gehen, weil man sowieso nichts sieht. Das ist zermürbend und auch etwas entmutigend, aber wir liessen uns nicht demoralisieren. Wir nutzten die Zeit um Wale zu beobachten und einige von uns gingen unermüdlich ins Wasser, um Wale unter Wasser fotografieren zu können. Um so ein Foto zu machen braucht man viel Ausdauer, Geschick und auch Glück.
Nach den Ausfahrten, bzw an einem zu windigen Tag, machten wir Ausflüge zum Port St Johns, 2nd Beach (der Strand mit den meisten tödlichen Haiatacken weltweit), den Magwa Falls, dem Blow Hole und besichtigten eine Teefabrik. Einige nutzten auch die Möglichkeit mit dem Ultraleichtflieger mitzufliegen, der uns bei der Suche nach Baitballs aus der Luft unterstützte.
Endlich, am letzten Tag, platzte der Knoten und wir bekamen unsere Baitballs. Yeehawwww !! Da war Aktion im Wasser und in der Luft ! Unbeschreiblich wenn Möven und Kormorane wie Geschosse eine Blasenspur hinter sich lassend, ins Wasser eintauchen, Delfine durch den Sardinenschwarm schießen und etwas weiter unten die Haie kreisen. Am Ende hatten wir sogar noch das Glück, springende Buckelwale ganz aus der Nähe beobachten zu können. Wenn sich 2,5 Tonnen Lebendgewicht aus dem Wasser katapultieren und mit einem Donnern und Tosen wieder in den aufschäumenden Ozean zurückfallen traut man seinen Augen nicht.
Wir hatten eine tolle Gemeinschaft ohne auch nur einen einzigen Miesepeter oder Meckerer. Oft bin ich ja alleine unterwegs, aber es ist toll, solche Erlebnisse mit Gleichgesinnten und Freunden teilen zu können. An dieser Stelle ganz besonderen Dank an Michael Vogelsang, Robby und Rainer, die mir Ihre UW-Bilder für diesen Blog zur Verfügung stellen. Meine eigenen Unterwasseraufnahmen sind leider entweder Schrott, oder um Klassen schlechter.