// 06. November 2019 // Namibia – Botswana – Vic Falls
Grashoek – Khaudum NP – Caprivi -Mudumu GR – Chobe NP – Victoria Falls – Livingstone
530 Kilometer, fast ausschliesslich auf Gravel- und Sandpisten inklusive Grenzübertritt von Botswana nach Namibia sind für einen Tag ein ordentlicher Schlauch. Aber es hat sich gelohnt, denn mein alter Bushmann-Freund N’Gau lebt noch und Lea konnte beinen ausgedehnten Bushwalk mit ihm und einem jüngeren Übersetzer machen. Wie alt N’Gau ist weiß er selber nicht. Seine Eltern haben ihm nur gesagt, dass er während der Regenzeit auf die Welt kam. Er muss aber zwischen 75 und 80 Jahren alt sein, denn er kommt aus dem Khaudum-Nationalpark (der Khaudum wurde vermutlich in den 40/50ern erstmals von Weißen besucht, jedoch niemals besiedelt. Sowohl die Buren als auch die Briten haben einen Bogen um das unwirtliche Gebiet gemacht. Auch heute gibt es hier keine weißen Farmer) und als er ein Kind war, kannte er keine Autos oder weiße Menschen. Er meinte, dass er vermutlich vor Angst davongelaufen wäre, wenn er Reifenspuren gefunden hätte, weil er kein Tier kannte, das solche Abdrücke hinterlässt. Die San zeigten Lea verschiedenste Heilpflanzen, Wurzeln, Rinden etc und wofür sie gut sind, bauten eine Kleintierfalle mit ihr, machten Feuer mit zwei Stöcken, etwas Sand um die Reibung zu erhöhen, und trockenem Gras, fertigten einen Bogen und übten mit ihr das Schießen. Leider gibt es zu dieser Jahreszeit nicht so viele essbare Knollen, Beeren usw wie bei meinem letzten Besuch. Dennoch war es wieder ein Erlebnis in die traditionelle Lebensweise dieser unglaublich liebenswürdigen, kleinen Menschen einzutauchen. Vielleicht besuche ich den Stamm nächstes Jahr noch einmal für ein paar Tage.
Wir machten uns wieder auf den Weg, erst zurück Richtung Westen und dann fast parallel zur Botswanischen Grenze nach Norden durch den für seine Tiefsandpfade berühmt-berüchtigten Khaudum NP. Normalerweise sollte man diesen Park nur mit mindestens zwei expeditionsmäßig ausgerüsteten 4×4 Fahrzeugen durchqueren, wir hatten jedoch genug Wasser, Diesel und Verpflegung um das Risiko einzugehen, eventuell ein paar Tage festzusitzen bis Hilfe kommt. Ausser uns war eine Expedition von Landrover mit Filmteam und Pipapo und noch zwei Jungs in einem Landcruiser im Park unterwegs. Die Piste führt anfangs entlang einem ausgetrocknetes Flussbett und anschliessend ca 60 Kilometer durch tiefsandige Bushlandschaften. Wir sahen große Herden von Elefanten, die sich mit ihren Neugeborenen Kälbern an den Wasserlöchern vergnügten. Manche Kälber waren erst wenige Tage oder gar Stunden alt und stolperten tollpatschig zwischen den Beinen ihrer Mütter umher. Ein herrliches Schauspiel. Auch einige Giraffen, Oryx-Antilopen, Zebras und Kudus waren zu sehen. Die Nacht verbrachten wir im Khaudum Camp, wo die beiden Jungs mit dem Landcruiser jeden nach Sprit für Ihren Benziner fragten. Wenn man so eine Tour macht, sollte man schon daran denken, dass man im Tiefsand schnell mal den doppelten Verbrauch hat. Heinrich verbrannte knapp 22 Liter auf 100 Kilometer! Hoffentlich haben sie irgendwo Benzin auftreiben können, denn die 60 Kilometer vom Camp bis zur nächsten Teerstrasse haben es in sich. Mit 15-20 km/h wühlt man sich durch holperigen, extremen Tiefsand und dreht den Motor fast ständig auf 2500 Touren. Man muss hoch konzentriert fahren und wird stundenlang durchgeschüttelt. Eine Tortur! Heinrich meisterte jedoch auch diese Strecke ohne stecken zu bleiben. Leider hat unser Zusatztank durch die ständigen Erschütterungen und Verwindungen wieder ein kleines Leck bekommen und wir verlieren 3-5 Liter Diesel pro Tag, bis der Pegel unterhalb des Lecks gesunken ist. Eine Reparatur ist hier schwierig und nur mit leerem Tank möglich. Mal sehen, was sich unterwegs ergibt..
Endlich im Caprivi auf der Teerstrasse angekommen pumpten wir die Reifen wieder auf und legten weitere 350 Kilometer auf eintöniger, schnurgerader Strecke bis zum Mudumu-Nationalpark zurück. Im Mudumu GR gibt es nur vier Campsites, die am Parkeinlass reserviert werden müssen. Wir hatten Glück und bekamen noch einen Platz direkt am Kwando-River mit Aussicht auf Hippos und Antilopen.
Nach relativ kurzer Fahrt ging es über die Ngoma Bridge zurück nach Botswana und sofort in den Chobe National Park. Entlang den ausgedehnten Flussauen weideten hunderte von Zebras, aber auch Rinderherden, was uns etwas erstaunte, weil es hier auch jede Menge Raubkatzen gibt. Wir begegneten kleineren Gruppen von Säbelantilopen, Wasserböcken, Kudus, Giraffen, Springböcken, Elefanten und fuhren mitten durch eine riesige Herde Büffel, die unter den Büschen entlang der Piste Schatten suchte. Angekommen in Kasane campierten wir auf dem Zeltplatz einer Luxuslodge. Seit sechs Tagen hatten wir das erste mal wieder Strom, fliessendes Wasser und sogar Wifi gab es an der Bar. Wir haben das alles nicht wirklich vermisst, aber schön ist es schon mal wieder.
Am Morgen gönnten wir uns das luxuriöse Frühstücksbuffet im Lodge-Restaurant und waren erstaunt über den sehr günstigen Preis. Bestens gelaunt fuhren wir zur nahen Grenze nach Zimbabwe und auch die Aus- und Einfuhrprozedur ging super zügig, bis der Strom auf Zimbabweseite ausfiel. Nach etwa 45 Minuten fuhren die Computer an der Grenze wieder hoch und wir konnten einreisen. T.I.A. In Victoria Falls suchten wir uns ein Camp im Ortskern und richteten uns erstmal gemütlich für die nächsten zwei Nächte ein. Wir machten einfach mal nichts, gaben Wäsche zur Wäscherei, hingen faul am Pool herum und liessen uns im Restaurant bekochen. Tags darauf besuchten wir die Victoria Falls, die sich ganz anders präsentierten als bei meinem letzten Besuch. Es gab weniger Wasser, wodurch auch Stellen zugänglich waren, die damals völlig in Wassernebel gehüllt waren. Ein Weltnaturerbe-Platz, den man gesehen haben sollte. An unserem letzten gemeinsamen Abend mussten wir natürlich nochmal braaien und am Feuer sitzen. In den gemeinsamen zwei Wochen habe ich nicht eine einzige Seite gelesen, weil uns nie der Gesprächsstoff ausging. Das war Premium-Vater-Tochter-Zeit und schreit nach baldiger Wiederholung.
Ein letzter Grenzübertritt nach Zambia mit unglaublich viel Bürokratie und diversen Abgaben war zu bewältigen. Ich kannte das ja schon vom letzten mal. Der Typ für die Autoversicherung wollte uns ganz frech mal doppelt soviel abnehmen wie normal. Preislisten oder sowas gibt es natürlich nicht. Wir haben trotzdem nur den regulären Preis bezahlt und auch der Schlepper bekam nur die Hälfte des geforderten Preises. Bargeld tauschten wir in Livingstone auf dem Schwarzmarkt und auch hier versuchte uns der Händler zu behumsen, was ihm aber auch nicht gelang. Man muss hier ganz schön aufpassen, nicht abgezogen zu werden. Nachdem ich Heinrich mit Vorräten für die nächsten 10 Tage vollgestopft hatte und eine Campsite reserviert war, wurde es Zeit, Lea zum Flughafen zu bringen und sich zu verabschieden. Ich vermisse meine Kleine jetzt schon…
Den heutige Tag nutze ich um diesen Bericht zu schreiben, meine Emails zu bearbeiten, Brot zu backen und für die nächsten Tage vorzukochen. Morgen geht es nach Nordwesten zu den Ngonye Falls und anschliessend in den äußerst einsamen Liuwa Plains National Park, wo ich hoffe auf die zweitgrößte Gnuwanderung mit über 45.000 Tieren zu stossen.