// 23. November 2019 // Zambia Teil 2
Chimfushi – Kabwe – Kasanka NP – Mutinondo
Vom Kafue NP bis zur Chimfushi Chimpanzee Orphanage an der Grenze zur DR Kongo waren es zwei Tagesfahrten. Das war es mir wert, weil ich unbedingt unsere nächsten Verwandten aus der Nähe sehen wollte. Chimfushi ist ein Projekt unter Deutscher Leitung, das misshandelte Schimpansen aus aller Welt aufnimmt, wieder aufpäppelt und in riesigen Freigehegen pflegt und studiert. Viele der Affen kommen aus der Region, also DR Kongo, Tansania etc, wo sie zum Verzehr gejagt werden oder um sie Tierhändlern zu verkaufen, aber auch aus Zoos oder Wanderzirkussen aus aller Welt. Die älteste Schimpansin wuchs unter Menschen auf und wurde aus einer Bar in Tansania gerettet, wo sie als Bier trinkende und rauchende Attraktion ausgestellt wurde. Es dauerte Monate, um sie von den Drogen zu entwöhnen. Unfassbar, wie manche Menschen mit Tieren umgehen … Hier haben diese armen Kreaturen eine neue Heimat und Familie gefunden. Viele der 152 Schimpansen unterschiedlicher Arten wurden hier auch geboren. Meine Fotos entstanden von ausserhalb der Gehege, die man als Besucher nicht betreten darf. Entweder kommen die Tiere zum Zaun, oder eben nicht. Allerdings kommen immer einige aus dem Dickicht und aus Ihren Nestern, wenn der Wärter ruft. Sie antworten dem Ruf mit einem ohrenbeteubenden Lärm, den ich nicht nachahmen kann. Es ist unbeschreiblich Ihr Verhalten und das Minenspiel zu beobachten, eine tolle Erfahrung! Shimfushi kostet keinen Eintritt, das Campen kostet nur ein paar Kwatcha. Spenden sind hochwillkommen.
Kabwe liegt ca 350km weiter südöstlich. Hier machte ich in der Luangwa Safari Lodge, die von einem Würzburger betrieben wird Halt. Ich durfte Heinrich auf einem Parkplatz inmitten der Lodge parken und eines der Chalets zum Duschen nutzen, hatte Strom (wenn es mal welchen gab), konnte meinen Trinkwassertank auffüllen und sogar den Pool benutzen. Die Küche war hervorragend und günstig. Der perfekte Ort, um ein paar Tage Pause zu machen, Vorräte aufzufüllen und Massen an Emails zu bearbeiten. Vielen Dank Burkart! Am Rande stellte sich noch heraus, dass sein Sohn auch schon in meinem ehemaligen Laden, dem Live-Club in Bamberg, war, und dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben. Viele Grüße an Kermit!
Es regnet nun schon fast jede Nacht und die Regenzeit nimmt langsam Fahrt auf. Zeit wieder aufzubrechen. Nächster Stop Kasanka NP, die größte Wanderung an Flughunden weltweit. Die Organisation hier ist unter aller Kanone und reine Geldmacherei. Am Gate zahlt man 20 US Eintritt und 15 US für das Auto pro Tag, Camping kostet 15US und wenn man die Flughunde nicht nur aus der Ferne sehen will muss man nochmal 20US dafür berappen um auf einen der „private viewpoints“ zu dürfen. Die „Campsite“ war eine Baustelle, also ein Plätzchen im Bush neben einem Dreckhügel, ein völlig verdrecktes, ekelhaftes WC und eine nicht viel bessere Dusche. Es hat mich schon etwas geärgert, dafür 70 US zu bezahlen, jedoch hat mich das abendliche Erlebnis dafür entschädigt. Gegen 17.00 Uhr, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang traf ich mich mit einem Ranger, der schon eine Gruppe gut betuchter, älterer Touristen mit neuester Safariausrüstung und Bügelfalten im Schlepptau hatte. Nach einem kurzen Spaziergang kletterten wir über nicht besonders vertrauenswürdige Leitern hoch in den Wipfel eines Baumes, wo sich eine Plattform befand. Von hier aus hatten wir einen hervorragenden Blick auf den Bat-Wald. Die Tiere kommen jedes Jahr ab Oktober aus den Urwäldern des Kongo hierher, einem schmalen Waldstreifen, und bleiben bis Ende Dezember. Zum Sonnenuntergang schwärmen dann täglich Millionen von Flughunden zur Futtersuche aus, um erst im Morgengrauen zurückzukehren. Die Flattermänner sind Vegetarier, es droht also keine Gefahr. Es ist ein atemberaubendes Spektakel, wenn sich die Bats fast gleichzeitig von ihren Schlafplätzen erheben und in alle Richtungen ausschwärmen. Leider sind sie zu schnell und das Licht schon zu wenig, um gute Aufnahmen von einzelnen Tieren zu machen. Das muss man wohl mit eigenen Augen sehen. Nach dem Abstieg von der Plattform fuhr ich noch eine Stunde durch den stockfinsteren Bush zu meinem Camp. Gut, dass Heinrich auch zusätzliche, extrem starke LED-Scheinwerfer hat um die holprigen Pfade auszuleuchten.
Am nächsten Morgen machte ich mich recht zügig von meinem Lehmhaufen um rechtzeitig vor neun Uhr das Gate zu erreichen. Sonst zahlt man nochmal.. Gegen 14.00 Uhr erreichte ich die Mutinondo Wilderness. Mitten im satten, grünen Wald gelegen fand ich ein kleines Paradies. Vom freundlichen Gastgeber bekam ich eine super schöne Campsite mit allem was das Herz begehrt zugewiesen. Dass es hier keinen Strom und keinen Handyempfang gibt ist klar, woher auch mitten im Bush. Ich bekam sogar eine kopierte Wanderkarte und beschloss ein paar Tage hier zu verbringen und zu wandern. Man startet am besten gleich nach Sonnenaufgang, weil es ab 11.00 Uhr schon um die 35 Grad hat. Mitten aus dem Bush erheben sich bis zu 1680 m hohe Granitklopse, und dazwischen schlängeln sich Flüsschen mit Wasserfällen und Badetümpeln. Einer der wenigen Plätze in Zambia, wo man ohne Krokodile, Hippos oder Billharziosegefahr baden kann. Natürlich musste ich den höchsten Klops, den Mayense auch besteigen, was in der Hitze anstrengender war als gedacht. Ich sollte wohl mal wieder etwas trainieren. Trotzdem mich die Wanderungen ganz schön schlauchten, freute ich mich, in dieser wunderschönen Gegend mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein. Man sieht soviel mehr als in einem Auto und nimmt auch die kleinen Wunder der Natur wahr. Blätter, Blumen, Insekten usw. Apropos Insekten. Davon gibt es hier jede Menge. Zwar keine Moskitos, aber anderes fieses Stechzeug wie Bremsen oder riesige Hornissen. Da muss jeden Abend die Chemiekeule geschwungen werden, bevor man schlafen geht und das garantiert trotzdem keinen stichfreien Schlaf. Morgen früh werde ich wieder aufbrechen und versuchen irgendwo genügend Empfang zum Absetzen dieses Berichtes zu finden.