// 23. Februar 2020 // Kolumbien Teil 1
Es ist eine ziemlich lange Reise von Frankfurt über Amsterdam und Bogota nach Cartagena. Alles in allem ca 18 Stunden. Die Strecke Amsterdam – Bogota verging tatsächlich wie „im Flug“. Aussen saß ein Inder, der in Sachen Mobiltelefonie unterwegs war und zwischen ihm und mir hatte eine Norwegische Dame aus der Erwachsenenindustrie Platz genommen. Unter uns Dreien entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch, was umso witziger wurde, je mehr wir tranken. Der Inder entpuppte sich als wahres Supertalent immer wieder eine Stewardess zu finden, der er noch ein paar Fläschchen Wein abschwatzen konnte. Noch nie habe ich auf einem Flug so viel getrunken und gelacht und dafür kaum geschlafen.
Angekommen in Cartagena bezog ich mein Zimmerchen bei meiner Gastfamilie. Mabel und Huan sind ein älteres, sehr freundliches Ehepaar, das häufig Besuch von ihren zuckersüßen Enkeln bekommt und sich mit der Vermietung dreier Zimmer über Wasser hält. Mabel ist auserdem eine hervorragende Köchin, die jeden Morgen und Abend für frisches, typisch Columbianisches Essen sorgt.
In den ersten Tagen habe ich natürlich die Stadt erkundet. Mein Zimmer ist etwas ausserhalb in der „neuen“ Stadt und ich muss 20 Minuten stramm laufen, um in die Altstadt zu gelangen. Den touristischen Teil Cartagenas kann man grob in Getsemani, cartagena ( Partymeile, viele Hostels, Graffiti ), die ummauerte Altstadt ( kilometerlange Mauern, teure Restaurants, Kirchen, Plätze, schöne Häuser) und Boca Grande Cartagena ( Wohnsilos für Touristen, Strand, Skyline von Cartagena ) unterteilen. Boca Grande habe ich mir komplett gespart und bin lieber durch die kleinen Gassen der Altstadt und besonders von Getsemani gestreut. Die Altstadt mit ihren historischen Befestigungsanlagen, Museen, Plätzen und Gebäuden ist zwar wunderschön, aber man kann kaum einen Meter gehen, ohne von einem fliegenden Händler angesprochen zu werden. Selbst in den Restaurants wird man ständig in seiner Unterhaltung durch aufdringliche Musiker und Händler gestört. Das nervt ein wenig, nachdem die Preise in diesem Viertel schon enorm hoch sind und auch die Qualität der Speisen meist nicht mit dem Preis korreliert. Ist eben sehr, sehr touristisch hier.
In Getsemani sieht man mehr jüngere Leute, die Restaurants und Bars sind deutlich günstiger und besonders am Abend pulsiert hier das Leben in den kleinen Gassen. Die meisten Salsa-Bars haben zumindest am Wochenende gute Live-Bands im Cuba-Style und die Touristen mischen sich mit den Einheimischen. Auch als Nichttänzer macht es Spaß den fließenden Bewegungen der Latinos beim Tanzen zuzusehen. So natürlich, leicht und selbstverständlich kriegt das kaum ein Europäer hin. Tagsüber findet man überall in den mit Graffitis bemalten Gässchen kleine Tiendas und Läden, um sich ein Bier zu kaufen oder eine Tour, zB. zu einer Badeinsel zu buchen. Das hat was und gefällt mir richtig gut. Leider gibt es kaum Plätze um draussen zu sitzen. Wahrscheinlich ist es mit durchschnittlich 30 Grad einfach zu warm dafür.
Am Montag war dann endlich mein erster Schultag nach über 30 Jahren. Eigentlich habe ich Schulen immer wie der Teufel das Weihwasser gemieden, jetzt zahle ich sogar dafür, um einen Spanisch Intensivkurs zu machen. So ändern sich die Zeiten… Der Unterricht ist gut und fordert Konzentration. Eine neue Erfahrung für mich: Schule kann Spaß machen. Wie so oft, habe ich auch hier zufällig eine alte Bekannte getroffen. Die Bamberger reisen halt doch viel.
Nach der Schule streune ich manchmal durch das Barrio bei meinem Zimmer und esse etwas in einer der kleinen einheimischen Lokale oder lasse mich auf ein Bierchen auf einem der Plastikstühle nieder. Meine Gasteltern meinten zwar, dass das gefährlich sein könnte, aber bisher hatte ich keinerlei Probleme und die Leute waren alle freundlich zu mir. Einmal habe ich einen Ausflug zum Castillo San Felipe De Barajas Cartagena, eine UNESCO-Weltkulturerbestätte unternommen. Das ist eine riesige, massive Festungsanlage auf einem Hügel, der wie ein Schweizer Käse von unterirdischen Kasematten durchlöchert ist. Die Kasematten sind begehbar, allerdings so niedrig, dass ich nur stark gebückt darin laufen kann. Auch für Leute mit Platzangst nicht zu empfehlen. Ansonsten ist der Besuch dieser Festung ein Muss für jeden Besucher Cartagenas. Wenn man das Castillo oder auch die starken Befestigungen der Altstadt besucht und von den Mauern auf das Meer schaut, kann man sich gut vorstellen, wie es gewesen sein muss, wenn Engländer, Franzosen oder Piraten diese strategisch wichtige Stadt angriffen.
Heute wollte ich eigentlich einen Bootsausflug zu einer kleinen Pirateninsel machen, aber der Wind ist leider zu stark und die Boote müssen im Hafen bleiben. Blöd. Einen Tag am Strand hätte ich schon gerne gehabt. Vielleicht ergibt sich nächste Woche noch etwas.
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