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// 28.12.2020 //  Namibia 2020 Teil 1

Sa. 19.12.20

Juhuu, es hat funktioniert! J. konnte problemlos einreisen. Nur die Abfertigung hat mal wieder ewig gedauert, so dass wir Ziel nicht mehr erreichen konnten. Wir schlugen deshalb unser Camp am Hardap-Damm auf. Kein schlechter Platz, aber wie die meisten NWR-Campsites lieblos gestaltet. Zum Kochen hatten wir keine rechte Lust und waren auch zu müde nach der langen Reise, also gab es nur Brotzeit und Flüssiges, um die Ankunft zu Feiern.

So. 20.12.20

Der Weg von Hardap zum Brukkaros Krater ist nicht besonders weit. Wir kamen schon gegen 11.00 Uhr dort an. Ich war froh, dass noch alles so war, wie ich es in Erinnerung hatte. Hier in Afrika ändern sich die Dinge schnell und ich war schon zwei Jahre nicht mehr hier. Die beiden ehemaligen Camps am Berg waren nach wie vor verlassen und dem Verfall preisgegeben und der Weg zum Upper Camp war noch genauso schlecht wie damals. Jasmin bekam somit ihre erste Offroaderfahrung. Für mich war es ein Spaß, Jasmin war etwas unentspannt und krallte sich an ihrem Sitz fest. Wir kamen jedoch problemlos oben an und suchten uns einen ebenen Standplatz mit toller Aussicht. Um den Gipfel zu besteigen, schien die Sonne bereits zu kräftig, weshalb wir nur die nähere Umgebung erkundeten und uns ansonsten einen lockeren Nachmittag machten. Die Kocherei musste leider im Auto stattfinden, da der Wind zu stark war. Mit einem Gaskocher, oder generell mit offener Flamme, ein Problem. Der Wind brachte auch immer mehr Wolken und nach unserem Abendessen hatte sich der Himmel bereits stark zugezogen. Anfangs blieben wir vom Regen verschont und konnten die Gewitter mit ihren finsteren Wolken, wandernden Regenschwaden und zuckenden Blitzen, aus der Ferne beobachten. Mit einem Sundowner in der Hand und auf einem Bergrücken sitzend eine echte Show! Schließlich erreichte uns der Regen doch noch und wir flüchteten in unser Dachbett.

Mo. 21.12.20

Es regnete die ganze Nacht hindurch, mal stärker, mal schwächer. Der Himmel war zugezogen und das sonst so freundliche, sonnige Licht Namibias war ungewöhnlich düster und drückend. Nach einem schnellen Frühstück kamen wir problemlos den Berg wieder hinunter. Die befürchteten Auswaschungen des Weges gab es nicht. Allerdings war der Weg auf der Gravelroad Richtung Keetmanshoop stark aufgeweicht. Wir schlingerten wie auf Seife und Schnee und befürchteten, dass der Matsch tiefer werden könnte, da die Wüste um uns herum schon so durchnässt war, dass sie das Wasser nicht mehr aufnehmen konnte und sich Seen bildeten. Endlich erreichten wir doch sicher die Teerstraße und konnten direkt weiter zu den Köcherbaumwäldern und dem Giants Playground, nordöstlich von Keetmanshoop fahren. Hierzu habe ich schon bei früheren Berichten Einiges geschrieben, deshalb diesmal nur ein paar Bilder. Wir entschieden uns für das Camp nach dem Giants Playground. Das ist viel ursprünglicher und der Besitzer ist auch viel freundlicher. Wie erwartet waren wir die einzigen Gäste und hatten freie Platzwahl. Vorher drehten wir noch eine Runde auf dem 4×4 Trail. Jasmin fuhr das erste Mal ein Allradauto selber im Gelände. Heinrich wurde neben einer großen Akazie mit einem riesigen Webervogelnest geparkt. Die Nester dieser Kolonievögel können so groß und schwer werden, dass Bäume oder auch Telefonmasten wegen ihnen umstürzen. Bisher war es einigermaßen trocken gewesen, nun jedoch öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete Hunde und Katzen. Auf dem sandigen Boden bildeten sich Rinnsale, die schnell zu Bächen anwuchsen. Wir waren quasi umzingelt davon. Von den Toiletten und Duschen waren wir im Nu von einem schnell fließenden Bach, fast schon Fluss getrennt. Ein echtes Schauspiel! Nach ein paar Stunden wurde es wieder trockener und wir konnten ein Feuer anzünden und unser Oryxsteak zubereiten. Leider war der Rand der Feuerstelle zu hoch, um das Grillgut mit dem Rost nahe genug an die Glut zu bringen, weshalb das gute Fleisch in Alufolie direkt im Feuer gegart werden musste. Schmeckte trotzdem nicht schlecht und wir hatten noch einen schönen Abend.

Di. 22.12.20

Endlich zogen die Wolken auf und die Sonne blinzelte durch das Moskitonetz in unser Bett. Sie kämpfte noch eine ganze Weile mit den Wolken bis sie sich durchsetzte. Unsere geplante Route für heute war der Fish River Canyon und anschließend zu den Hot Springs nach Ai Ais. Den Canyon konnten wir bei bestem Wetter und völlig ohne weitere Touristen bestaunen, Ai Ais fiel jedoch aus. Bei einer Rast auf dem Weg dahin (bei der Apfelstrudelfarm …) erzählte uns die gesprächige Wirtin, dass das Bad in Ai Ais geschlossen sei und nun als Quarantänestation für Covid-Patienten diene. Also änderten wir unsere Pläne und fuhren durch wilde Berg- und Wüstenlandschaften bis nach Nordoewer am Oranje, der Grenze zu Südafrika, wo wir unser Camp für die Nacht aufschlugen.

Mi. 23.12.20

Als wir nach Oranjemund starteten waren wir noch nicht sicher, ob wir dort bleiben würden, oder nicht. Es ist eine recht lange Fahrt bis zu dieser Minenstadt, die bis vor kurzem noch Sperrgebiet war und nur mit speziellem Permit besucht werden konnte. An einem Checkpoint mitten im Nirgendwo wurden wir auf Drogen durchsucht. Der Polizist hatte wohl vor einiger Zeit zwei kleine Drogenschmuggler entdeckt und wollte nun weitere Erfolge feiern. Er schnüffelte in sämtlichen persönlichen Papieren herum, bis ich ihm zu verstehen gab, dass ihn die Papiere nichts angingen und das zu weit gehe. Er war jedoch korrekt und freundlich und rechtfertigte sich damit, dass es jetzt Drogen in Papierform gäbe, nach denen er gesucht habe. Ganz stolz präsentierte er mir Fotos von den Schmugglern in Handschellen. Den Großteil des Autos durchsuchte er letztlich nicht. Wir hätten kiloweise Drogen schmuggeln können. Die Straße von Sendlingsdrift nach Oranjemund ist sensationell zur Panoramaroute ausgebaut. Die ca 90 Kilometer einfache Fahrt lohnt sich schon alleine wegen der unglaublichen Landschaften. Ein weiteres kleines Highlight sind die Oryx-Gazellen, die durch das Städtchen streunen. Überall stehen sie auf den Grünflächen und grasen. Das scheint hier ganz normal zu sein. Ansonsten bietet Oranjemund nicht viel. Wir entschieden uns, doch noch den weiten Weg bis Lüderitz zu fahren. Die Strecke zieht sich und die fast schon traditionelle Kaffee- und Kuchen-Pause am alten Bahnhof in Aus, kam da sehr gelegen. Das Bahnhofsrestaurant ist weithin für seine Kuchen bekannt. In Lüderitz hofften wir, den Leuchtturm anmieten zu können, der (leider) genau wie das Shark Island Camp von NWR verwaltet wird. Bei meinem Anruf wurde mir mitgeteilt, dass das Camp und der Leuchtturm bis mindestens Mitte Januar geschlossen seien. Also suchten wir uns ein nette B&B, Kairos Cottage, und liefen in die Stadt. Nach der ewig langen Fahrt tat es gut, sich etwas die Füße zu vertreten. Hier zieht es wie Hechtsuppe und wir waren froh, unsere Windjacken dabei zu haben. In einem von Einheimischen gerne besuchten Restaurant gönnten wir uns die berühmten Lüderitzer Austern, allerdings gebacken (sehr lekker!!) und nicht roh. Wir stehen beide nicht so auf den Glibber. Das kann man sich für knapp einen Euro pro Auster schon mal leisten. Der Bubbli dazu war hervorragend und wir beschlossen den anstrengenden Tag in bester Laune.

Do. 24.12.20

Am Vormittag besuchten wir die ehemalige Minenstadt Kolmanskoppe, einen Lost Place. Hierüber habe ich ebenfalls schon berichtet… Obwohl ich schon das dritte Mal hier war, war die Führung auch diesmal wieder sehr interessant und wir hatten viel Spaß beim Fotografieren in dieser sehr speziellen Umgebung. Weiter ging es zu den Wildpferden kurz vor Aus, die wir leider nur mit dem Fernglas zu sehen bekamen. Dafür waren Strausse und Oryxe an der Wasserstelle. Ab Aus führt eine Strasse nach Norden Richtung Sesriem. Das war uns allerdings zu weit entfernt, und so suchten wir uns ein Camp auf der Strecke. Wir landeten am Ende im Namtib, eines der ältesten Camps im südlichen Namibia. Hier ist alles picobello sauber und liebevoll ausgestattet. Der Betreiber und seine Tochter empfingen uns herzlich mit einem „Frohe Weihnachten!“ und kaltem Bier. Was will man mehr! Unterwegs hatte ich festgestellt, dass mein Ladeluftkühler (Turbo) mal wieder gerissen ist. Deshalb kann man trotzdem weiterfahren, aber die Leistung des Fahrzeugs sinkt rapide und durch den Riss in der Schweißnaht saut Öl in den Motorraum. Ich säuberte den Riss mit Bremsenreiniger vom Öl und feilte die Naht etwas an, um sie mit Flüssigmetall zu verschließen. Viel Hoffnung, dass das hält hatte ich  nicht, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Am Abend erlebten wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Weihnachtliche Stimmung kam bei uns nicht auf, allerdings legen wir keinen besonderen Wert darauf, da wir beide nicht religiös sind und auch keine kleinen Kinder haben, für die diese Tradition doch etwas ganz Besonderes ist.

Fr. 25.12.20

Immer weiter durch die Wüste, auf sandüberwehten Wegen und Wellblechpisten arbeiteten wir uns vorwärts. Das Flüssigmetall war an der gleichen Stelle wieder gerissen. Wir erreichten das NWR-Camp in Sesriem schon frühzeitig gegen 13.00 Uhr. Das Personal war ungewohnt freundlich und schnell. Es gab nur sehr wenige andere Gäste. Bevor wir das Tiefsandstück zum Sossusvlei zurücklegen, wollte ich noch einen Reparaturversuch unternehmen und versuchte mit dem Flüssigmetall Blechstreifen über den Riss zu kleben. Zwei Stunden Trocknungszeit sollten ausreichen. Derweil konnte ich mich auch im nahen Pool von der drückenden Hitze abkühlen. Um kurz nach Drei starteten wir in den NP zum Sossusvlei. Die Reparatur hielt keine fünf Minuten, bis es mit einem leichten „Pffft“ die Blechlein weggeblasen hatte. Der Druck ist einfach zu stark für dieses Flickwerk. Sicherheitshalber habe ich für den 27.12. schon eine ordentliche Reparatur in Swakopmund organisiert. Selbst mit kaputtem Turbo kamen wir problemlos durch den Sand bis zum Parkplatz und zurück. Sossusvlei ist ein Ort, den man immer wieder besuchen kann, aber auch darüber habe ich schon mehrmals berichtet. Deshalb nur ein paar Fotos dazu. J. ist mittlerweile eine perfekte Beifahrerin, die nicht nur Freilaufnaben zu- und abschaltet oder Viehgatter öffnet, sondern auch den Kompressor bedient und den Reifendruck anpasst. Wir sind ein gutes Team. Am Abend blieb die Küche kalt. Früchte, Käsewürfel und Biltong reichten uns bei dieser Hitze vollkommen. Zum Sonnenuntergang noch ein Fläschchen Wein am Lagerfeuer hat auch immer was.

Sa. 26.12.20

Wir mussten sehr früh aufstehen, weil wir bereits um 4.45Uhr am Treffpunkt für unsere Ballonfahrt sein sollten. Es gab überraschend viele Teilnehmer. Insgesamt 28 Gäste. Alle natürlich vorbildlich mit Maske und Pipapo. Noch im Dunkeln wurden wir zum Startplatz gefahren, wo die Ballons vorbereitet wurden. Toll, wenn die ersten Feuerstöße aus den Gasdüsen in die Dunkelheit fahren und nach und nach den Ballon aufrichten. Nach ein paar Sicherheitsübungen zu rumpeligen Landungen stiegen wir zu Sonnenaufgang über die Berge auf, und genossen unglaubliche Aussichten über die Wüste. Interessant war unter anderem der Schattenwurf der Ballons, nachdem die Sonne etwas höher stand. Vom Publikum her dürften wir bei dieser Fahrt am ehesten unter die Rubrik „arme Schlucker“ gefallen sein. Die meisten anderen Passagiere waren wohl Gäste der Nobelunterkünfte in der Umgebung. Unsere Landung war dann noch ein Erlebnis, weil man sicher nicht so oft mit der Gondel eines Ballons am Berg hängen bleibt und von der Bodencrew freigeschleppt werden muss. Nachdem alle wieder gesund und munter den Erdboden erreicht hatten, wurden wir zum, in der Wüste  vorbereiteten, Champagnerfrühstück gebracht. So darf ein Tag gerne beginnen! Anschließend fuhren wir noch kurz den Sesriem-Canyon an. Einen aktuell fast trockenen Fluss, der sich in den Fels gegraben hat. Ist schon interessant, hat uns allerdings nicht sooo sehr beeindruckt. Gleich weiter zum Tsauchab River Camp. Ein super Platz mit sehr individuell gestalteten Campsites, Restaurant und Pool. Hier erfrischten wir uns im Pool und machten uns einen lockeren Tag und einen prima Abend am Lagerfeuer.

So. 27.12.20

Wir waren wieder recht früh auf der Piste, weil wir im Naukluft NP wandern wollten, noch etwa eine Stunde Weg dorthin zurücklegen mussten, und möglichst frühzeitig vor Ort sein wollten, um nicht in die pralle Mittagssonne zu kommen. Der Plan ging nicht ganz auf, weil wir eines Reifens verlustig gingen. Die Karkasse war an der Seite gerissen und definitiv nicht mehr zu retten. Entsprechend musste das kaputte Rad durch das Ersatzrad auf dem Dach ersetzt werden. Kein großes Problem, aber danach sah ich trotz Handschuhen aus wie ein Schlotfeger. Egal, wir wollten ja zum Wandern und nicht zur Modenschau. Der Reifenplatzer kostete uns eine gute halbe Stunde. Im Naukluft NP bezahlten wir unsere Permits und liefen dann den Olive Trail. Schon nach kurzer Zeit hatten wir uns verfranzt. Zwei Kilometer zurück, bis wir den Weg wieder gefunden hatten. Der Weg nach oben auf den Bergkamm und die erste Zeit im trockenen Flussbett wieder nach unten waren anstrengend aber nichts Besonderes. Erst auf dem letzten Drittel wurde das Flusstal zu einer massiven Schlucht. Große Felsbrocken und steile Wände waren zu überwinden. An der Schlüsselstelle war der Fels mit Ketten versichert, die man nutzen musste, um oberhalb eines Wassergumpens durch die Wand zu klettern. Das sind die Highlights eines Wanderausfluges. 12 Kilometer sind nicht allzu viel, jedoch braucht man bei diesem Gelände doch um die 3,5 Stunden dafür und so stand die Sonne schon hoch, bis wir Heinrich wieder erreicht hatten. Bevor wir starteten gönnte ich mir eine Outdoordusche. Der Weg bis Swakopmund war noch weit und streckenweise sehr langweilig. Aber da mussten wir durch, weil wir am nächsten Tag schon um 9.00 Uhr Termin in der Werkstatt hatten. Vorbei an der Corona Guestfarm, der Landschaft der 1000 Hügel und schließlich durch die nicht enden wollende, schnurgerade, flache, öde Wüstenlandschaft. Erst auf enervierender Wellblechpiste dahingerumpelt und geschüttelt und dann auf einschläfernd sanfter Salzstraße dahingleitend erreichten wir, kurz bevor mir die Augen zuwuchsen, Swakopmund. Das war wieder fast wie nachhause kommen. Wir suchten uns ein Fischlokal aus, indem wir königlich speisten. Crayfish (Langgusten), Surf and Turf und schließlich einen Rumtopf als Dessert. Da hat es der Wirt gut mit uns gemeint. Wir waren satt bis Oberkante Unterlippe und sogar leicht angedüdelt von den reichlich in Rum getränkten Früchten. Kurz nach 21.00 waren wir schon wieder in unserem Zimmer, weil hier aktuell um 21.00 Uhr die Corona-Sperrstunde beginnt, und man nicht mehr auf der Straße sein darf.

Mo. 28.12.20

Die Reparatur des Ladeluftkühlers kostete gerade mal 60 Euro. Dazu musste der Turbo ausgebaut und vom ausgelaufenen Öl befreit werden, das Alu geschweißt, und das Ganze wieder eingebaut werden. Stefan Bauer, der Inhaber von Namib Campers hat da hervorragende Arbeit geleistet und vielleicht war es ganz gut, dass der Kühler kaputt ging und ich dadurch diesen Mann getroffen habe. Ich glaube, wir werden noch mehr miteinander zu tun haben. Hätte da schon ein paar Ideen… Ein neuer Reifen war schnell gefunden und montiert, und Heinrich ist schon wieder fit für neue Abenteuer. Wir werden allerdings noch ein paar Tage in Swakopmund verbringen. Nach einer Woche Wüste tut ein bisschen Zivilisation ganz gut.

3 Replies to “Namibia 2020 Teil 1”

  1. Wie immer eine Wucht, Text und Bilder! Kann nur gratulieren. Ich freu mich immer fürs Mitgenommen werden in Deine Reisewelt. Viel Spass weiter und gutes neues Jahr!

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