//
//10.04.2021 Swakopmund – Skeleton Coast – Kunenemund – Puros – Kaokoveld – Swakopmund //
Sa. 27.03.2021
Bahnfahrt nach Frankfurt, Flug nach Windhoek mit Eurowings. Ist schon etwas nervig stundenlang die Maske im Zug, auf den Bahnhöfen, im Flughafen und natürlich auch im Flieger aufbehalten zu müssen. Da freut man sich richtig auf die zwei kleinen Pausen, wenn das Abendessen und das Frühstück serviert wird. Leider erschöpft sich der lukullische Genuß bei Eurowings auf einem 10 Stunden Flug in einem Schälchen geschmackloser Nudelpampe mit Pesto und drei einzeln verpackten Keksen (Salz/Pfeffer Fehlanzeige). Zum Frühstück gab es ein Sandwich mit Kaffee ODER Kaltgetränk. Wahrscheinlich wird man in einem kongolesischen Knast besser verpflegt. Die super teuren Snacks gab es großteils nicht.
So. 28.03.2021
Wie das bei Männern nun mal so ist, wenn sie hungrig und müde sind, war ich nicht gerade bester Laune, als die Maschine endlich landete. Beim Zoll wurde ich natürlich auch noch rausgewunken, weil ich eine Motorheizung im Gepäck hatte. Ich erklärte, dass das ein Ersatzteil für mein Auto sei und zeigte mein Carnet vor. Das wurde glücklicher Weise akzeptiert und ich durfte endlich in den sonnigen namibischen Morgen hinaus und die Maske abnehmen. Ein kurzer Anruf und einen Capuccino später wurde ich abgeholt und zu meinem Heinrich gebracht, den ich gleich neben dem Flughafen auf der Airport Game Farm geparkt hatte. Ich wurde herzlich empfangen und nach einem weiteren Kaffee und einem Pläuschchen fuhr ich direkt zum Urban Camp nach Windhoek. Martin hatte mir bereits einen Stellplatz reserviert und so konnte ich sofort einchecken und meine Sachen im Auto sortieren. Martin hatte ich bei der letzten Tour im Tsauchab River Camp kennengelernt und später lud er mich via FB zu einer Tour durch das nördliche Sperrgebiet ein. Am Abend trafen wir uns im Restaurant des Camps mit Freunden von ihm und besprachen den weiteren Ablauf.
Mo. 29.03.2021
Um 8.00 Uhr kam Harry, der Tourleiter, um das Finanzielle zu regeln. Anschließend gönnte ich mir ein Weißwurstfrühstück mit Weizenbier. Herrlich, mal wieder entspannt in einem Restaurant zu sitzen! Nun wurde es etwas stressiger. Eine SIM-Karte und Guthaben waren schnell besorgt. Nur blöd, dass die Karte nicht funktionierte, wie sie sollte. Kein Internetzugang. Also ohne Google zum Zoll. Im ersten Zollgebäude in der Innenstadt wurde ich zu einer viel kleineren Außenstelle fünf Kilometer weiter geschickt. Dort würde mein Carnet (Zollpapiere für Heinrich) verlängert werden. Die Außenstelle schickte mich zum Bahnhof. Dort sei noch eine andere Außenstelle, die dafür zuständig sei. Den genauen Standort oder Adresse konnte mir niemand verraten. Am Bahnhofsschalter erbarmte sich dann ein sehr hilfsbereiter Mann, mich zum Ziel meiner Wünsche zu begleiten. Wir fuhren also ca vier Kilometer auf die andere Seite der Schienen und gegen eine Einbahnstraße, und schon waren wir da. Eine Baracke die man nur an einem mit Tesa befestigten Zettel als Regierungsgebäude identifizieren konnte. Mein Retter konnte über eine Fußgängerbrücke direkt zurück zum Bahnhof laufen. Die Verlängerung des Carnets war tatsächlich nach 10 Minuten ohne Kosten erledigt. Tchackaaaa, auf nach Swakopmund! Unterwegs kaufte ich in Usakos an der Tankstelle drei große Stücke des besten Biltong Namibias ein und in Swakop ließ ich mir im MTC-Shop die SIM-Karte richten. Dann straight zu meinem Namibian Haedquarter, dem Alternative Space B&B von Sibylle und Frenus. Angekommen.
Di. 30.03.2021
Heute war Einiges zu erledigen. Zuerst brachte ich die Motorheizung bei der Werkstatt vorbei, dann musste das Gas zum Kochen aufgefüllt werden, Wassertank mit 110 Litern Trinkwasser vollmachen und natürlich Geld wechseln. Das dauerte wie immer ewig, doch nach dem zweiten Anlauf, zuerst ging das System nicht, hatte ich endlich wieder Bares in Landeswährung. Den Rest des Tages machte ich mir einen faulen Lenz und freute mich auf das abendliche Braai im Garten des Alternativ Space. Es wurde ein sehr interessanter Abend. John, der Gründer eines Projektes zum Schutz der Wüstenelefanten im Damaraland erzählte unglaubliche aber wahre Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben. Unter den Gästen des B&B war auch eine Dänin namens Marlena, der ich von der bevorstehenden Tour erzählte. Schließlich lud ich sie ein, mitzufahren und nach kurzem Überlegen sagte sie spontan zu. So eine Abenteuer-Tour macht in Gesellschaft viel mehr Spaß.
Mi. 31.03.2021
Nach dem Frühstück fuhren wir Proviant einkaufen und am Nachmittag gab es ein Konzert im Sound Garden. Endlich mal wieder Live-Musik! Es ist sooo schön, mit netten Leuten im Biergarten zu sitzen und guter Musik zu lauschen. Gott habe ich das vermisst!
Do. 01.04.2021
Gegen 10.30 Uhr starteten wir nach Norden Richtung Skeleton Coast. In Hentjes Bay tankten wir komplett voll. 330 Liter Diesel. Im Tiefsand laufen schnell mal 25-30 Liter/100km durch. An der Tanke trafen wir zufällig den Tourleiter und noch andere Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen. Da noch Zeit war kehrten wir in Der Düne zum Mittagessen ein. Der Fisch war ein Traum und für deutsche Verhältnisse spotbillig. Weiter ging es nach Norden. Im Nowhere Camp und Spa (!) trafen wir die restlichen Teilnehmer. Insgesamt 11 Autos, 21 Leute. Hier gab es sogar Drei-Bett-Zimmer, Dusche etc. Ich übernachtete trotzdem im Auto. Harry grillte hervorragende Steaks und Bier, Wein und Schnaps flossen in Strömen, während sich die Leute vorstellten und sich kennenlernten. Schnell lernte jeder, was es mit dem ominösen „Eimerchen“ auf sich hat. Wenn jemandem irgendeinen Lapsus unterläuft, schenkt Harry ein kleines grünes Eimerchen, so ca 4cl, mit Schnaps ein, der vom Delinquenten getrunken werden muss.
Fr. 02.04.2021
Das kehlige Röhren von Harrys Landcruiser V8 gab das Startsignal. Hinein in den Skeleton Coast NP, mit Stopps bei diversen Wracks und dem alten Bohrturm, fuhren wir bis Terrace Bay, wo wir noch einmal volltankten. Ab hier beginnt das Konzessionsgebiet, für das man ein spezielles Permit benötigt. Anfangs noch auf Gravelroad wurde es zunehmend sandiger, je weiter wir Richtung Norden kamen. Die Wüste ist erstaunlich vielseitig. Wir sahen Sand in den unterschiedlichsten Farben. Von grünlich bis Pink. Steine, Granitblöcke, kiesähnliche Oberflächen. Im Hintergrund Sanddünen oder auch brettflaches Land. Nur ganz vereinzelt liessen sich Springböcke oder Schakale blicken, und man fragt sich, wo diese Tiere Wasser finden. Unser Camp errichteten wir in Mowe Bay. Bis dahin gab es bis auf zwei platte Reifen keine Zwischenfälle. Bei der Einfahrt ins Camp parkte ich dummer Weise in Harrys „Küche“, also da wo er die Küche geplant hatte und ich sollte umparken. Natürlich fuhr ich mich genau da fest. Nach einer halben Stunde Luft ablassen etc kam ich endlich frei und konnte einigermaßen genervt mein verdientes Feierabend-Bier schlürfen. Marlenas Zelt war schnell aufgebaut und mein Zuhause steht sowieso innerhalb weniger Minuten. Nach herrlichen Lammkottelets vom Braai erfuhr ich von den meist einheimischen Mitfahrern viel über die Geschichte Namibias. Vieles, gerade in Bezug auf die Hererokriege stellt sich aus ihrer Perspektive ganz anders dar, als wir es aus unseren Geschichtsbüchern kennen. Erzählungen ihrer Großeltern von Überfällen auf ihre Farm, wo sie sich im Keller vor den Herero versteckten, die ihre Angestellten auf grausamste Weise massakrierten, Berichte von Kamelreitern der damaligen Schutztruppe, zeichnen ein völlig anderes Bild. Gerade weil fast alle unsere Geschichtsbücher auf den Schriften eines DDR-Geschichtsprofessors fußen, dessen Einlassungen während des kalten Krieges entstanden, lassen mich daran zweifeln, ob hier wirklich ein Genozid an den Herrero stattfand. Sicher wurden, unter heutiger Sichtweise, auch von der Schutztruppe Verbrechen verübt. Wenn man das allerdings mit den Schandtaten anderer Kolonialmächte vergleicht, erscheint das Wort Genozid jedoch unverhältnismäßig, bzw schlicht falsch. Wie so häufig schreibt eben der Sieger die Geschichte.
Sa. 03.04.2021
Der Track orientierte sich immer an der Küstenlinie. Die erste richtige Challenge liess nicht lange auf sich warten. Im Nordwesten hatte es geregnet und der Huarusib, ein Trockenfluss oder Rivier, führte so viel Wasser wie seit Jahren nicht. Die Furten waren von brodelndem schlammigem Wasser überströmt. Wie kleine Tsunamis kamen immer wieder Wellen herangeflutet. Einige wateten durch das Wasser, um Tiefe, Untergrund und Strömung festzustellen. Endlich fanden wir geeignete Stellen um die Flussarme zu durchqueren. Ich gestehe, dass ich mich nicht wohl fühlte, als ich mit Heinrich in den Fluss fuhr. Das gab einen ordentlichen Schuss Adrenalin! Untersetzung rein und im dritten Gang pflügten wir durch die aufspritzenden Fluten. Erstaunlicher Weise meisterte Heinrich diese Herausforderung ohne erkennbare Anstrengung. Bei allen drei Querungen schnurrte der Motor gleichmäßig und unerschütterlich. Noch ein wenig zittrig und mit Herzklopfen machte ich Fotos von den nachfolgenden Fahrzeugen. Anschließend ginge es in wilder Jagd am Atlantik entlang durch Tiefsand. Ab und zu war es nicht mehr möglich den Ausläufern einer Welle auszuweichen. Das Wasser spritze in Fontänen auf. Gleichzeitig waren Gangschaltung, Lenker und Scheibenwischer zu bedienen. Jetzt weiß ich was mit Motor“sport“ gemeint ist. Der Tanknadel konnte man beim Fallen zusehen. Zeitweise verbrauchten wir um die 40 Liter/100km! Ungefähr jede Stunde machten wir eine Pause um zu Angeln oder eine Kleinigkeit zu Essen. Unterwegs passierten wir riesige Seehundkolonien. Die aufgeschreckten Seals stürmten ins Wasser, dass es von hunderten Leibern nur so brodelte. Die Sonne nährte sich immer weiter dem Horizont, doch Harry wollte immer weiter. Niemand außer ihm wusste, wo und wann wir unser Lager aufschlagen würden. Wir fuhren durch den Sonnenuntergang, wir fuhren durch die Dämmerung, wir fuhren durch die tiefschwarze Nacht. Immer weiter. Endlich stoppten wir. Alle waren erschöpft von der anstrengenden Fahrt, die ständig volle Konzentration erforderte. Nach einem riesigen Topf Spaghetti mit Bolognese verzogen sich alle schnell in Ihre Zelte.
So. 04.04.2021
Ostersonntag. Die Frauen richteten einen Ostertisch mitten im Nirgendwo her. Von der Hasen-Tischdecke, über bemalte Eier, Hasenfiguren, Hasenkuchen, Hasenkekse bis zu Käse in Hasenform war alles vorhanden. Fehlte nur noch der Jägerzaun und Gartenzwerge. Wir hatten heute einen Tag zur freien Verfügung. Die meisten machten sich auf um zu Angeln, ich blieb im Camp und schrieb meinen Blog. Die letzten Tage hatte ich keine Lust, oder war zu müde. Bin ja schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Nachdem die Sonne den morgendlichen Küstennebel besiegt hatte wurde es trotz Wind so heiß, dass man den Sand kaum mehr ohne Schuhe betreten konnte. Wir bauten deshalb bei der „Küche ein großes Sonnensegel auf, das um einen Mittelpfeiler an diversen Autos abgespannt wurde. In Verbindung mit dem Windschutz entstand so ein lauschiges Plätzchen, umgeben von Dünen und dem Atlantikstrand. Der Tag verging wie im Flug und am Abend wurde der Fang der Angler gebraait und mit lekker Salat serviert. Ein Gedicht! Die Stimmung war hervorragend, nicht zuletzt wegen den drei Fässchen Lumumba (Eiswürfel, Milch, Nesquick und Brandy), die über den Tag vernichtet wurden. Ich probierte zwar auch ein Tässchen, hielt mich aber vornehm zurück, weil ich für den nächsten Tag keinen Brummschädel riskieren wollte. Marlena trinkt sowieso kaum Alkohol. Nur zum Fisch genehmigte sie sich ausnahmsweise ein Gläschen Wein. Wir kommen sehr gut miteinander klar und haben immer wieder sehr gute, tiefgehende Gespräche. Weil Marlena ihr Zelt hat und ich im Auto hause, hat jeder seine Privatsphäre. Auch heute erfuhr ich wieder viel von den älteren Südwestern. Zum Beispiel kannte ich die Faustregel in Bezug auf Schlangen noch nicht, dass längs gestreift ungiftig und quergestreift giftig ist. Aber auch über Politik, kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Stämmen und Vieles mehr wurde gesprochen. Diese Tour bietet also nicht nur tolle Landschaften und Adrenalin, sondern auch einen tiefen Einblick in das Leben in diesem Land, den man als normaler Zwei-Wochen-Tourist nie bekommen würde.
Mo. 05.04.2021
Leberkäse mit Spiegelei auf Brot, also Strammer Max zum Frühstück – wer hätte das gedacht! Namibia ist eben doch auch ein Stückchen Deutschland. Der Leberkäse kommt natürlich nicht an die einzigartige Ware meines lieben Nachbarn, Metzger Liebold in Bamberg, heran, war aber trotzdem sehr gut!
Zelte, Tische, Stühle etc konnten stehen bleiben, weil wir in diesem Camp noch eine Nacht verbringen werden. Wir fuhren am Strand entlang zum Kunene Mund, der Mündung des Kuneneflusses in den Ozean. Der Kunene ist der Grenzfluss zu Angola. Seine rotbraunen Wasser fließen in den graugrünen Atlantik, werden vom Benguelastrom erfasst und nach Norden mitgenommen. Die Trennung zwischen Salz- und Süßwasser ist im Mündungsgebiet ganz klar an den Farben erkennbar. In einer Art Lagune fischen Pelikane indem sie ihren Kopf mit weit geöffnetem Schnabel schräg in die Strömung halten. Ab und zu taucht eine Schildkröte auf um Luft zu schnappen. Auch unsere Angler versuchen Ihr Glück an verschiedenen Stellen.
Auf dem Rückweg erhielten wir von Harry ein Dünenfahrtraining. Der Sand hier im Norden ist viel weicher als im Süden und gerade Mittags, wenn keine Feuchtigkeit vom Frühnebel mehr vorhanden ist schwer zu fahren. Meine ersten Versuche, eine lange, steile Düne mit Heinrich zu erklimmen scheiterten im letzten Viertel. Ich musste dann genau in der Spur wieder zurückfahren. Endlich hatte ich den Dreh raus, wann ich schalten muss. Noch nie habe ich Heinrich so hochtourig gefahren. Bei bis zu 3200 Touren röhrt der Motor heftig und aus der Auspuff stößt tiefschwarze Wolken aus. Ich will gar nicht wissen, was da an Diesel durchläuft. Kaum hatten es alle geschafft hatte Harry die nächste Herausforderung für uns parat. Über den scharfen Kamm der Düne ging es extrem steil nach unten, im Dünental scharf nach rechts und langansteigend wieder auf eine andere Düne. Es ist kein schönes Gefühl, über einen Abhang zu fahren und nicht zu sehen, was vor der Motorhaube ist, bis man schließlich nach vorne kippt und langsam den Hang hinunter rutscht und fährt. Lenken ist Fehlanzeige. Erst wenn man ganz unten ist und es auf der anderen Seite wieder noch oben geht greift die Lenkung wieder. Dann aus der Untersetzung in den high range, mit Gefühl Gas geben bis der erste Gang am Anschlag ist, zweiten Gang reinknallen und mit Vollgas bis nach oben wühlen. Nur ein Fahrzeug musste im Dünental vom Führungsfahrzeug mit 350 PS V8 Motor freigeschleppt werden. Alle anderen schafften es diesmal beim ersten Versuch. Anschließend ging es ohne große Schwierigkeiten zurück zum Camp. Das war wohl ein kleiner Vorgeschmack auf den morgigen Tag. Ich bin beeindruckt von der Leistungsfähigkeit meines 4×4 Wohnmobils, mache mir aber etwas Sorgen, dass mein Diesel ausreicht. Auf knapp 400 Kilometern habe ich bereits ungefähr 160 Liter verblasen. Das sind 40 Liter pro 100 Kilometer im Durchschnitt und wir sind nicht nur Tiefsand und Dünen gefahren. 170 Liter habe ich noch. Ich hoffe, das bringt mich durch die Dünen und bis zur nächsten Tankstelle. Naja, vielleicht reduziert es auch etwas den Verbrauch, weil wir durch den Verbrauch von Diesel, Wasser, Feuerholz und vor allem Bier nun 250 Kilogramm leichter sind als zu Beginn.
Di. 06.04.2021
Ich habe wohl etwas lange geschlafen. Jedenfalls war der Aufbruch etwas hektisch. Katzenwäsche, Marlenas Zelt abbauen, Tee für die Fahrt kochen, Müsli hinunterschlingen, Tisch, Stühle usw einpacken, Dach zu, Auskehren, Abfahrt. Sofort fuhren wir in die Dünen. Gleich bei der zweiten hohen Düne hatte ich keine Chance. Das ging allerdings nicht nur mir so. Alle Fahrzeuge unter 240 PS blieben schon spätestens nach zwei Dritteln hängen. Ein anderer Pad (Weg) wurde gesucht. Wir fuhren haarsträubende Abhänge hinunter. Mit aufheulendem Motor, das Fahrzeug bis an die Grenzen getrieben, wieder steil hangaufwärts. Marlena, eine wirklich angenehme Beifahrerin, schnappte des Öfteren nach Luft und stand wohl kurz vor einem Herzinfarkt. Teils war der Sand so kompaktiert, dass ich im dritten Gang fahren konnte, oft quälte ich Heinrich im ersten Gang durch pudrige Stellen. Nach und nach entwickelte ich ein Gefühl dafür. Wir brauchten kein einziges Mal Hilfe, während ständig jemand herausgezogen werden musste. Auch die drei Fahrzeuge vor mir zogen sich des Öfteren gegenseitig aus tiefen Sandkuhlen oder über Kuppen. Sie hatten es natürlich auch am Schwersten, weil der Untergrund noch nicht verdichtet war. Einige Autos hatten auch Probleme mit der Kühlung, weil wir mit dem Wind und nur langsam fuhren. Dadurch hatten wir immer wieder Pausen, um die fantastische Landschaft zu bestaunen. Auf unserer Seite des Kunene River Sand, so wiet das Auge reicht, auf der anderen Seite Felsen. Später verließen wir den Fluss und fuhren nach Süden. Die Dünen wurden kleiner, der Sand dichter und steiniger. Wir kamen gut vorwärts. Als wir endlich zum Sonnenuntergang unser Lager für die Nacht errichteten, hatten wir nur ungefähr 60 Kilometer zurückgelegt. Was für ein Abenteuer! Leider konnte ich kaum Bilder machen, weil ich ja ständig fahren musste. Das wars für heute. Jetzt freue ich mich auf deftiges Essen und kaltes Bier!
Mi. 07.04.2021
Am Morgen war Duschen angesagt. Wir alle klebten schon. Hat schon was, mitten in der Wildnis ein warme Dusche! Auf den letzten Kilometern in den Dünen erwischte es mich endlich auch. Ich blieb genau auf einem Dünenkamm hängen, weil ich einen Moment zu früh vom Gas ging. Ich kam an den Haken und beim dritten Versuche hüpfte der Landrover am anderen Ende des elastischen Zugseils fast einen Meter in die Höhe. Ich war wieder frei. Das Manöver war nicht ganz ungefährlich, weil man am steilen Sandhang nicht bremsen kann. Das Auto rutscht einfach weiter, wenn es erstmal in Schwung ist. Wir schafften es aber genau richtig und so hatte der Landi Zeit, das Seil abzukoppeln und den Weg frei zu machen. Nun wurde es steiniger und wir konnten den Reifendruck auf 1,5 bar anheben. Landschaften wie aus einem Reiseprospekt zogen an uns vorbei, bis wir unser Camp in einem Trockenfluss errichteten. Um uns herum war alles saftig grün! Das sieht man im Kakokoveld ungefähr alle zehn Jahre mal. Ein weiteres Highlight folgte mit dem Abendessen. Bushman-Fondue. Auf dem Feuer wurden zwei große Töpfe mit Öl erhitzt. Jeder bekam einen etwa einen Meter langen Hakenspieß auf den man Zwiebel, Kartoffelscheibe und große Stücke Oryxfleisch steckte. Und ab damit in das kochende Öl. Nach wenigen Minuten konnten wir das wunderbare Fleisch mit diversen Soßen geniessen. Gesättigt saßen wir in T-Shirt und kurzen Hosen um das Lagerfeuer herum. Ein Bier oder ein Glas Wein in der Hand und ganz weit weg von Corona und Handystress wähnten wir uns die glücklichsten Menschen der Welt. Einfach herrlich hier draußen im Bush!
Do. 08.04.2021
Nach der ersten Etappe fuhr Marlena ein Stück. Das muss auf so einer Tour sein. Sie schlug sich gut und absolvierte zum Schluß sogar eine kleine Flussdurchfahrt. An dieser Stelle pausierten wir auch und planschten im herrlich kühlen Wasser herum. Auf dem weiteren Weg bis Puros hatten wir noch einige Flussquerungen. Nur einmal fuhr das Führungsfahrzeug in ein Loch und musste herausgeschleppt werden. Ansonsten alles harmlos. Die Landschaft war wie immer spektakulär. Schon um 15.00 Uhr hatten wir unser Tagesziel, Puros, erreicht. Jetzt hoffen wir auf einen Besuch der Wüstenelefanten, die in dieser kargen Umgebung leben.
Fr. 09.04.2021
Leider wurde es nichts mit den Elefanten. Wenn es so viel Wasser wie momentan gibt, kommen die Tiere nicht so oft zu den Flüssen. Wir waren sehr froh, diesmal in einem Community Camp mit Duschen und richtigen WCs zu übernachten. Bei 45 Grad im Schatten schwitzt man doch etwas. Die Hitze macht einen träge und malad. Bereits kurz nach Sonnenaufgang nutzt man jedes bisschen Schatten. Der beste Teil der Tour ist nun vorbei und wir reisen meistens auf Wellblechpisten und Gravelroads. Die Landschaft im Kaokoveld ist weiterhin groß, weit und rau. Nur der grüne Flaum des frisch sprießenden Grases, die im Saft stehenden Bäume und die fetten Elefantengrasbüschel schmeicheln dem geblendeten Auge in der vor Hitze flirrenden Luft. Hier und da machen wir eine kleine Pause auf einem Hügel oder benutzen den Pool einer auf dem Weg liegenden Lodge. Nicht weit von Palmwag verließen wir die Straße und fuhren in die Berge, um ein letztes Camp im Schatten einer Felswand aufzubauen. Adressen und Telefonnummern wurden ausgetauscht. Wir wollen in Kontakt bleiben.
Sa. 10.04.2021
Kurz nach dem Aufbruch trennten sich unsere Wege. Die Meisten fuhren nach Windhoek. Nur wir und ein weiteres Fahrzeug schlugen den Weg Richtung Swakopmund ein. Das war noch eine hübsche Strecke, weshalb ich etwas schneller fuhr als normal. Mit 110 Sachen über die Gravelroad ist für Europäer eher abenteuerlich, für Einheimische völlig normal. Unterwegs hatten wir das erste mal wieder Handyempfang. So konnte ich uns vorab bei Sibylle im Alternative Space ankündigen. Ein wunderbarer Trip endet mit der Rückkehr in die Zivilisation. Auf einmal gibt es wieder Häuser, Menschen und natürlich Masken.
Lieber Franz Grieser, lieber Martin Poppen, vielen Dank dass Ihr mir Eure Videos und Bilder zur Verfügung gestellt habt! Auf diese Weise gibt es endlich auch ein paar Bilder von Heinrich in Bewegung.
Geile Tour, ein tolles Erlebnis und Abenteuer, wer das verpasst, hat schon viel verloren, einfach buchen und mitmachen, Namibia ist offen!
Super geschrieben, man ist in Gedanken mittendrin. Weiter so und viel Spaß. Pass auf dich auf und bleib gesund. Ganz liebe Grüße, Fredi und Moni aus dem nasskalten Bamberg
Wow! Ich freue mich fuer dich, dass das Glueck dir hold ist, du spontan erlebst, worauf andere jahrelang warten.
Danke fuer die tollen Berichte, Bilder und Videos, die bei mir weitere archivierte Erinnerungen erwecken!
Hut ab vor Heinrich!
Ganz super geschrieben & tolles Bildmaterial…war super mit euch.
Bis auf irgendwann, auf der Farm?
Herzlichen Gruß
Vielen Dank! Komme sehr gerne vorbei. Bis bald Ihr Lieben!
Vielen Dank fuer den tollen Reiseblog Volker. Konnte erst heute alles mal richtig ansehen. Am liebsten wuerde ich wieder los fahren. Toller Bericht, Fotos und Videos.
LG Heidi.
Hallo Volker, toll geschrieben. Hat mich gefreut, dabei gewesen zu sein.